8.7.13

Boxerkunst 2013



Schon skurril (und medizinisch gesehen natürlich völlig unverantwortlich), wenn man den Sonnenbrand auf seiner Nase im Spiegel sieht und aus dem Grinsen nicht mehr raus kommt. Dank der Erinnerungen an das letzte Wochenende, die dadurch ausgelöst werden, aber nur zu verständlich.

Über sechs Jahre bin ich Motorrad gefahren, nie war ich auf einem Treffen. Das sollte sich am letzten Wochenende ändern, die alljährliche Boxerkunst-Ausgabe rief mich und die /7 zur Tonenburg ins beschauliche Ostwestfalen. Immerhin fast 250 km pro Weg, eine gewisse Anspannung, ob meine BMW-Pfuscherei das überstehen würde, war nicht zu leugnen.

Egal, Grübeln bringt eh nix. Öl, Muttern und Werkzeug eingepackt und es ging in Begleitung meines Bordmechanikers, Tourenführers, Vaters und liebsten Mopped-Enthusiasten die Lippe entlang. Nach zäher Autobahn-Quälerei und einem kurzen Stop, um eine weitere unschuldige Seele mit einem vernünftigen Zweirad auszustatten, lockten die sanften Hänge der Provinz. Und wie sie lockten.

Nach gut 90 Minuten ewig lang gezogener Kurven, fotogener Wälder und fast kitschiger Wiesen lag die Auffahrt zum Treffen ganz eindeutig vor uns und die erste wirklich intensive Liaison mit meiner BMW hinter mir. Fazit? Keine Defekte, Gabel ist dicht, Kupplung quietscht immer noch, ans Getriebe muss ich mich gewöhnen und ein guter Zentimeter Sitzbank ist ab 100 km Strecke ziemlich wenig - Hintern und unterer Rücken stritten zuletzt heftig darüber, wen es härter getroffen hat. Eine großartige Erfahrung.

Das Treffen selber bot dann Fachsimpelei, beneidenswerte Handwerkskunst und krude Gestalten im Überfluss, eingerahmt von intensiver Sommerwärme und einer malerischen Umgebung. Stilechte Café Racer, Zündapp-Käfermotor-Exoten, abgewrackte Weltreise-Tourer und Technik-Monster... Alles war dabei, meistens von BMW gebaut, (fast) immer originell umgestaltet. Seltsam nur, dass eine wenig originelle Dakar-Enduro den Preis für den besten Umbau gewann. Schönheit liegt im Auge des Betrachters.

Die nicht unerhebliche Rückfahrt vor Augen, ging es dann pünktlich zurück auf den eigenen Zweizylinder und auf die Landstraße Richtung Ruhrgebiet. Zum Glück unterbrochen von ein, zwei Tank- bzw. Futter-Stops, brachte diese letzte Etappe des Tages abgesehen von einer zunehmenden Harmonie zwischen Mensch und Maschine keine neuen Erkenntnisse, wohl aber ein Gefühl, das echtem Glück verdammt nahe kommt: In nur zwölf Stunden die eigenen Freundin endgültig aufs Mopped gebracht, den Erfolg der eigenen Arbeit erfahren,  meinem besten Freund einen Lebenstraum erfüllt, großartige Umbauten gesehen. Und nicht zuletzt einfach eine tolle Zeit gehabt, dünne Sitzbank hin oder her. Das Spektakel werde ich mir nächstes Jahr wieder geben.

Hoffentlich erinnert mich der Sonnenbrand da noch ein bisschen länger dran, wenn ich morgens in den Spiegel sehe.





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