1.7.13

Fazit: Gringo


Pinlock, Sonnenblende, ECE-Zertifikat... Moderne Integralhelme haben viele Stärken, aber ein offensichtliches Problem: ihre moderne Optik. Und genau die ist für Youngtimer- oder Classic-Custom-Enthusiasten ein No-Go, nicht ohne Grund fährt ein Großteil der Szene bis heute Jethelme oder aufgepolsterte Flohmarktfunde spazieren. Nach Ruby, Bandit und einigen obskuren Asia-Klitschen hat man sich nun auch im Hause Biltwell der Sache angenommen.

Das für 149 Dollar erhältliche Ergebnis heißt Gringo und kommt in fünf klassischen Farben: weiß, orange, silber-grau, schwarz-glänzend und mattschwarz. Unter einer traditionell geformten, DOT-zertifizierten ABS-Schale findet sich eine aufwändig abgesteppte Polsterung, unten ein D-Ring-Kinnriemen und außen ein paar Druckknöpfe. That's it. Unnötigen Luxus wie Visier, Brillenschlaufe oder Belüftungsschlitze sucht man am Gringo vergeblich. Dafür atmen Form und Farbe Nostalgie und die Fertigungs-Qualität lässt keine Fragen offen. Hinsichtlich der Optik gibt das die volle Punktzahl.

Doch grau ist alle Theorie, es zählt die Praxis. In allen gängigen Größen erhältlich (XS bis M ab Juli), lässt sich die leicht flexible Schale problemlos auch über unförmigere Schädel wie den meinen stülpen, sitzt wegen zu weicher Backenpolster teilweise aber etwas wacklig. Zur Not lassen sich diese aber herausnehmen und dem lokalen Sattler überantworten, dann passt der Gringo wie angegossen.

Fahrtwind ist trotzdem aber auch jenseits der Innenstädte kein Problem, Biltwells erster Integraler hebt nicht ab und neigt auch sonst nicht zu unerwünschten Zappeleien. Die ausreichend groß dimensionierte Helmöffnung schränkt dabei weder Sichtfeld noch Luftzirkulation ein, was allerdings auch zu einer gewissen Lautstärke innerhalb des Helms führt. Ergänzt durch (nicht zu große) Sonnenbrillen, Bubble Visors oder Enduro-Brillen ergibt sich dennoch ein Setup, mit dem man weder hohe Geschwindigkeiten noch Kneipenparkplatz fürchten muss.

Ein paar Kilometer Asphalt weiter und einen Regenschauer später sind die wenigen konstruktionsbedingten Eigenarten des Gringos aber eh vergessen. Spätestens der flüchtige Blick auf das eigene Spiegelbild macht klar: Früher war vieles besser. Auch Integralhelme.

Erhältlich ist der Gringo über Kickstarter.de, einfach Mail hin und gut.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen